Teilhaben und mitwirken – Museen im Wandel

Der Jahreskongress der Schweizer Museen 2022 fand vom 1. bis 2. September im Espace Gruyère in Bulle im Kanton Fribourg statt. Er widmete sich dem Thema «Teilhaben und mitwirken – Museen im Wandel» und konnte mit knapp 200 Teilnehmenden wieder vor Ort durchgeführt werden. Viele praxisnahe und inspirierende Referate sowie ein reichhaltiges Rahmenprogramm boten Raum für einen fachlichen und geselligen Austausch zum Thema der kulturellen Teilhabe.

Bei diesem spannenden Thema ging es um das neue Selbstverständnis und die Rolle des Museums. Es besteht an vielen Orten unter der Bevölkerung ein Bedürfnis nach Partizipation, mitdenken, mitdiskutieren. In Museen können Objekte sprechen gelassen und Geschichten erzählt werden – und dies eben nicht mehr nur «für» das Publikum, sondern auch MIT dem Publikum bzw. Interessensgruppen. Das Museum denken wir dabei als Plattform und als interdisziplinäre Lernplattform. So bleibt Teilhabe nicht mehr nur ein Wunsch – Mitgestaltung wird möglich. Auch die neue ICOM-Museumsdefinition (aktuell noch nicht auf Deutsch verfügbar) enthält diese Aspekte der gesellschaftlichen Relevanz von Museen:

„A museum is a not-for-profit, permanent institution in the service of society that researches, collects, conserves, interprets and exhibits tangible and intangible heritage. Open to the public, accessible and inclusive, museums foster diversity and sustainability. They operate and communicate ethically, professionally and with the participation of communities, offering varied experiences for education, enjoyment, reflection and knowledge sharing.“

Museen werden aufgefordert, bei der Mitwirkung anzusetzen, wobei Partizipationsprojekte Ergebnisoffenheit erfordern und auch weitere Herausforderungen mit sich bringen wie: Mut, Beziehungspflege, Planungsunsicherheit, Abgabe von Deutungshoheit sowie Offenheit für verschiedene Vermittlungsformen.

Partizipation ist prozessorientiert und die Wünsche und Ideen des involvierten Zielpublikums stehen im Fokus. So wird auch die Metapher «Der Wurm muss dem Fisch schmecken nicht dem/der Fischer/in» zum Denkanstoss, dass der Kurator oder die Kuratorin vielleicht das eine oder andere Mal die eigenen Vorlieben zurücksteckt, wenn von den Besucherinnen und Besuchern ein anderer Wunsch im Vordergrund steht. Partizipation bietet neben Herausforderungen auch Chancen, sich weiterzuentwickeln, die Vermittlung voranzutreiben, eigene Lerneffekte zu erzielen, die Strategie des Museums weiterzubringen. Ausserdem können Freiwillige eingebunden und Räume neu interpretiert und verändert werden.

Am Ende der vielen spannenden Inputs bleibt es allen, sich wieder einmal hinters eigene «Museumsgärtchen» zu machen und sich die grundlegenden Fragen zu stellen: Wie wollen wir wahrgenommen werden? Wie werden wir effektiv wahrgenommen? Wen sollten wir ansprechen? Wen sprechen wir effektiv an? Was macht uns einzigartig? Partizipative Ausstellungsprojekte fördern auf jeden Fall die Kreativität und Einzigartigkeit eines jeden Museums.

Das Programm mit allen Referentinnen und Referenten findet sich hier. Der nächste Jahreskongress findet vom 24. bis 25. August 2023 in Bellinzona statt.