Spannendes von der VMS/ICOM-Tagung in St. Gallen
Therese Schaltenbrand, Museumsverbund Baselland, 3. Oktober 2019Nicht bloss Weiterbildung, sondern tolle Gelegenheit zu anregendem Austausch und schweizweiter Vernetzung bot die jährliche Tagung von VMS (Verband der Museen der Schweiz) und ICOM Schweiz auch diesmal. Gut 200 Museumsfachleute aus kleinen und grossen Häusern waren in der ehemaligen Lokremise in St. Gallen zu Gast – ein beeindruckender Ort.
Am Donnerstag wurde das Tagungsthema „Glokal“ – Lokales Handeln in einer globalisierten Welt: Welche Wege gibt es für zeitgemässe Museen? aus Sicht der Öffentlichkeit sowie aus Sicht der Sammlungsverantwortlichen beleuchtet. Es ging unter anderem darum herauszufinden, wie wir mit dem Erbe, das wir bewahren und ausstellen und welches oft lokalen Bezug hat, ein „globales“ Publikum ansprechen können. Gleichzeitig wollte man die Sicht auf unsere Sammlungen hinterfragen, die sich als „globaler“ erweisen können als man ahnt.
Eines der zahlreichen, sehr unterschiedlichen Projekte möchte ich kurz vorstellen: das Tessiner Projekt „Senti questa!“. Vergangenes Jahr hat das Museum im Verzasca-Tal die Talbevölkerung in neun Restaurants zu Treffen eingeladen, bei denen jeweils ein ortsspezifisches Thema, wie zum Beispiel die Auswanderung, im Vordergrund stand. Die Teilnehmenden brachten ein Objekt, Fotos und/oder persönliche Geschichten mit, die dazu passten. Am Stammtisch wurden Erzählungen ausgetauscht. Diese wurden schriftlich festgehalten und blieben zusammen mit den Gegenständen einen Monat vor Ort, um die Restaurantbesucher zu inspirieren und dazu zu motivieren, auch selber zu berichten. Schliesslich wurden alle Geschichten und Objekte im Museum im Rahmen einer Ausstellung über jüngere und ältere Erinnerungen aus dem Verzasca-Tal präsentiert. Auf diese Weise gelang es, vergangene Zeiten im Tal aufleben zu lassen – nicht nur für die Einheimischen, sondern auch für die zahlreichen Touristinnen und Touristen, welche das Tal und das Museum besuchen.
Am Freitag fanden wie üblich die Generalversammlungen von VMS und ICOM statt, am Nachmittag dann verschiedene interessante Exkursionen.
Informationen vom Verband der Museen der Schweiz (VMS):
- Der VMS hat eine neue Präsidentin: Isabelle Raboud-Schüle ist Anthropologin und leitet das Musée Gruérien im freiburgischen Bulle. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
- „museums.ch“, die Verbands-Zeitschrift von VMS /ICOM, wurde grundlegend überarbeitet. Sie erscheint im November 2019 unter neuem Namen („Die Schweizer Museumszeitschrift“) und in neuem Kleid: schlanker, aktueller, museumspolitischer und thematisch näher bei den Mitgliedern als zuvor.
- Der nächste VMS-Standard trägt den Titel „Digitale Museumspraxis“. Für 2020 sind Museums-Standards zu den Themen „Provenienz-Forschung“ sowie „Museen und Tourismus“ geplant.
- Bitte vormerken: Die VMS/ICOM-Tagung 2020 findet am 20./21. August in Luzern statt.
Die Tagung steht allen Interessierten offen, nicht nur den VMS-Mitgliedern. VMS und ICOM-Mitglieder bezahlen ermässigte Preise. Die Teilnahme ist empfehlenswert! Dem VMS gehören rund 2/3 aller Schweizer Museen an, die Tagung wird abwechslungsweise von VMS und ICOM Schweiz organisiert.