Mit dem Schnägg auf Achse

Die erste Assoziation zum „Schnäggewage‟ oder Schneckenwagen wäre in heutiger Zeit wohl ein langsam fahrendes Auto auf einer Schnellstrasse. Dem ist aber im historischen Umfeld nicht so: Der „Schnägg“ war ein einachsiger, schwerer Allzweckwagen, der an Stelle einer zweiten Achse vorne mit massiven Schlittenkufen ausgerüstet war. Also ein Fahrzeug halb Wagen, halb Schlitten.

Diese schwergewichtigen Lastentransporter wurden von Kühen resp. bei wohlhabenden Bauern von Ochsen gezogen und bewegten sich hauptsächlich in Hanglagen. Bergauf und bergab hätte es extrem starker Bremsen und wohl mehrerer Radschuhe bedurft, um so einen vollbeladenen Wagen vor dem Wegrollen zu bewahren. Durch das Eigengewicht des Wagens auf der mittig angebrachten Achse und natürlich dank der schweren Ladung kippte das Gefährt vorne auf die Kufen und wurde so natürlich abgebremst, ohne die vorgespannten Zugtiere zu gefährden.

So ein „Schnägg“ sowie weitere Transportwagen aller Grössen und Formen finden sich alle am und im Bauernhausmuseum im Oberdorf 4 in Muttenz. Das typische und vollständig eingerichtete Baselbieter Mehrzweck- oder Kleinbauernhaus ist eingerichtet, wie es um 1900 genutzt worden war. Anders als heute, mit der dezenten Ausleuchtung und der Toilettenanlage, gab es im historischen Gebäude damals weder elektrischen Strom, noch fliessendes Wasser und auch keine Toilette oder gar eine Zentralheizung. Der sehr beengte Wohnraum mit je 2 Wohnräumen auf zwei Etagen wurde ursprünglich sogar von zwei verschiedenen Familien bewohnt. Ab der ersten schriftlichen Erwähnung dieses Hauses 1444 sind bis in die Neuzeit die jeweiligen Bewohner/innen alle bekannt.

Bei einer persönlichen Führung oder ausgerüstet mit dem schriftlichen Bauernhausführer in Deutsch oder Englisch, lernen Sie die einzelnen Räume und Objekte kennen und dürfen deren Gebrauch selber ausprobieren. Gerne können Sie in der traditionellen Küche mit Rauchfang und «Holzoofe» auch dabei sein, wenn das Backteam die «Buurebrote» und die Zöpfe nach traditionellem Rezept zubereitet und später noch ofenwarm verkauft. In der kleinen «Bäsebeiz zum Tschuppeldäni» werden Sie verwöhnt mit lokalen Spezialitäten, zum Teil ebenfalls frisch aus dem «Holzoofe».

Das leider nur im Erdgeschoss knapp rollstuhlgängige Bauernhausmuseum ist jeweils von 10-12 und 14–17 Uhr am letzten Sonntag der Monate April bis Oktober geöffnet. Weitere Angaben, beispielsweise auch zum Herbstarbeitstag mit traditionellen Arbeiten, finden Sie auf der Homepage der Gemeinde Muttenz.

Führungen im Museum, aber auch im historischen Dorfkern mit dem «Ringgeli-Ränggeli-Weg», sind auf Anfrage jederzeit für Schulklassen und private Gruppen möglich. Auskunft gibt Telefon 061 466 62 71 oder Mail museen@muttenz.bl.ch.

Dieser Text erschien als Beitrag der Serie «Hingucker» in der Basellandschaftlichen Zeitung. Redaktionelle Verantwortung: Hannes Nüsseler