Kulturgüter-Schatztruhe im Netz

Interessieren Sie sich für Kunst, Geschichte, Design oder Brauchtum? Gehen Sie einem bestimmten Hobby nach? Möchten Sie wissen, wie Ihr Wohnort vor hundert Jahren ausgesehen hat? Oder stöbern Sie einfach gerne in Kostbarkeiten und Kuriositäten herum? Dann sollten Sie einen Blick in das neue, überkantonale Kulturgüterportal www.kimnet.ch werfen. Hier zeigen die Museen der Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Bern und Solothurn ihre Sammlungen, ob sie nun ausgestellt sind oder unter Verschluss in einem Kulturgüterdepot liegen. Zwar sind nicht alle Objekte für die Öffentlichkeit erschlossen, doch etwa 130 000 Einträge sind durch eine Volltextsuche oder mithilfe diverser Filter auffindbar – und die Anzahl steigt ständig. Zehntausende historische Fotografien, die Gemäldesammlungen von Dutzenden von Museen, alte Handwerks- und Landwirtschaftsgeräte, archäologische Schätze, aber auch Wohn- und Industriekultur sind nun auf einen Klick zugänglich. Die teilnehmenden Museen reichen vom Freilichtmuseum Ballenberg und der Römerstadt Augusta Raurica über die Medizinsammlung des Inselspitals Bern bis zu den Schlössern Burgdorf, Landshut und Thun. Und natürlich sind auch das DISTL – Dichter:innen- und Stadtmuseum sowie das Museum.BL aus Liestal dabei.

Erfolgsprojekt aus Baselland

Die Anfänge des neuen ‹Kulturgüterportals Nordwestschweiz› liegen in unserem Kanton. Die kantonale Datenbank KIM.bl, mit deren Hilfe auch kleine und mittelgrosse Museen ihre Bestände inventarisieren und online stellen konnten, wurde vom Museumsverbund Baselland initiiert. Das Projekt stiess auf so grosses Interesse bei den Museen und der Bevölkerung, dass sich bald auch andere Kantone danach erkundigten. Die Ausweitung auf drei weitere Kantone (Aargau, Bern und Solothurn) ist wohl nur der Anfang; weitere Kantone interessieren sich für das wegweisende Projekt, das jetzt von einem neu gegründeten Verein getragen wird. Dies hat Vorteile für die Museen, die sich nun überkantonal vernetzen können und noch mehr Publikum erreichen, aber auch für die Bevölkerung, die einen noch nie dagewesenen virtuellen Blick hinter die Kulissen von zurzeit 52 Schweizer Museen werfen kann. (Beteiligt sind 70 Museen mit steigender Tendenz, allerdings sind noch nicht alle Sammlungen online zugänglich.)

Massgeschneiderter Museumsbesuch

Mithilfe der Plattform www.kimnet.ch können Sie sich Ihren virtuellen Museumsbesuch massgeschneidert zusammenstellen. Ohne das Haus zu verlassen, können Sie über Kostbarkeiten staunen: römische Mosaike, goldglänzende Uhrwerke, intarsiengeschmückte Aussteuertruhen, fragile Stickereien und wertvolle Gemälde. Oder Sie lächeln über altes Spielzeug, Dutzende verschiedene Nachttöpfe sowie die Mode der 70er- und 80er-Jahre. Selbst eine Kindergasmaske aus dem Zweiten Weltkrieg, aufgeblasene Schweineblasen, Papierbriketts zum Einsparen von Heizkosten und andere Kuriositäten sind dabei. Wer ein Instrument spielt, kann sich durch historische Exemplare desselben klicken. Wer sich in der Feuerwehr oder einem Sportclub engagiert oder sich an lokalen Bräuchen beteiligt, findet aufschlussreiche oder amüsante alte Fotografien zu diesen Themen, wenn nicht aus der eigenen Ortschaft, dann aus einer benachbarten. Zu fast allen Interessen und Spezialgebieten, vom Militär über Inneneinrichtung bis zum Wandern, erscheinen faszinierende Objekte auf Ihrem Bildschirm.

Feedback!

Am Ende jedes Eintrags findet sich ein Feedback-Button, mit dem Sie das jeweilige Museum kontaktieren können. Sei es, weil Sie gerne ein besser aufgelöstes Bild hätten (aufgrund des neuen Datenschutzgesetzes haben die Bilder im Netz eher eine geringe Auflösung) oder weil Sie ergänzende Information zum betreffenden Gegenstand haben. Oft wissen Sammlerinnen und Handwerker, Familienchronistinnen und Hobbyisten mehr über ein Objekt als diejenigen, die es inventarisieren. Ein Beispiel für einen nützlichen Wissensaustausch zwischen der Bevölkerung und dem DISTL finden Sie im folgenden Text. Viel Spass beim Stöbern und wir freuen uns auf Ihr Feedback!

Objekt des Monats: Entwurf für eine Wappenscheibe der Universität Basel

Von Stefan Hess, Dichter:innen- und Stadtmuseum Liestal

2001 schenkte die Kunstkritikerin Stefy Plattner der Stadt Liestal einen Teil des künstlerischen Nachlasses ihres Vaters, des Malers und Grafikers Otto Plattner. Darunter sind auch einige Entwürfe für Wappenscheiben, sogenannte Scheibenrisse. Die Freiwilligen, die den umfangreichen Nachlass inventarisierten, konnten die zentrale Wappendarstellung auf dem hier vorgestellten Blatt nicht identifizieren.

Einige Jahre, nachdem die Sammlung der Stadt Liestal auf dem Kulturgüterportal des Kantons veröffentlicht worden war, erhielten wir eine E-Mail mit dem Hinweis, dass es sich dabei um das Wappen der Akademischen Zunft in Basel handle. Wir kamen jedoch zum Schluss, dass hier das Wappen der Universität Basel wiedergegeben ist, von dem sich jenes der Akademischen Zunft herleitet. Als wir dies dem Benutzer mitteilten, begann dieser im Internet zu recherchieren. Nach zwei Wochen klärte er uns darüber auf, dass es sich bei der fraglichen Zeichnung um den Entwurf für eine Wappenscheibe handelt, welche die Universität Basel 1934 der Universität Bern zu deren 100-Jahr-Jubiläum schenkte. Sie wurde im Aufgang des Hauptgebäudes aufgehängt, wo sie sich bis heute befindet. Eine erfolgreiche Interaktion zwischen Museum und Bevölkerung, vermittelt durch das Kulturgüterportal!