Hupper fährt Zug: Wie Lausen zu Geschirr und Ziegeln kam
Georg Schmid, Ortsmuseum Lausen, 26. November 2021Seit 1870 wurde auf der Höhe zwischen Lausen und Ramlinsburg eine sandhaltige Tonerde abgebaut. Dieser sogenannte «Hupper» eignete sich bestens zur Produktion von feuerfesten Erzeugnissen wie Geschirr, Ziegeln, Kaminsteinen, Boden- und Wandplatten. Das 1872 gegründete Tonwerk produzierte bis 1995, die Bau- und Industrie-Keramik BIK von 1899 bis 1984.
Zum Transport vom Abbauort in der Huppergrube wurden Kipploren eingesetzt, deren Gleise mit wenig Aufwand immer wieder neu verlegt werden konnten. Eine permanente Standseilbahn beförderte dann das Material ins Tal zur Verarbeitung in die Fabrikationsanlagen. Ein solches originales «Hupper-Rollwägeli» ist also Zeitzeuge einer schmutzigen und schweisstreibenden Handarbeit, die am Anfang der Lausener Tonwarenproduktion stand.
Technologiewandel, ausländische Konkurrenz und Betriebsbrände führten im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zum langsamen Niedergang und zum absehbaren Verschwinden des für das Dorf lange Zeit wichtigen Industriezweigs. Um typische Objekte der später stillgelegten Betriebe für die Nachwelt zu erhalten, wurde bei Behörden und Einwohnerinnen und Einwohnern der Gedanke eines Dorfmuseums aktuell. Auch seltene Gegenstände, schöne Versteinerungen und Funde aus unserem Dorf sollten darin gezeigt werden.
«Sigristenscheune» als Museumsstandort
Der Gemeinderat übernahm 1982 die Führung: Er bewilligte einen Planungskredit, liess ein Konzept ausarbeiten und schlug die «Sigristenscheune» als möglichen Standort vor. Dieser zum Kirchen-Ensemble gehörende, renovationsbedürftige Bau wurde von der Einwohnergemeinde übernommen und zu einem zweistöckigen Museum um- und ausgebaut. Am 2. November 1990 konnte die erste Ausstellung mit dem Titel «Steine und Erden» eröffnet werden.
Eine Kommission sorgt seither für attraktive Aktivitäten: Im oberen Stockwerk werden immer wieder Wechselausstellungen zu Themen mit Bezug zur Gemeinde realisiert, die etwa alle zwei Jahre abgelöst werden. Unter dem Titel «Wasser – flüssiges Gold» wird momentan die lokale Wasserversorgung gezeigt. Das Erdgeschoss hat einen kürzeren Ausstellungsrhythmus, von wenigen Tagen bis ungefähr einem Jahr, mit vielfältigen und nicht nur lokalen Themen. Auch Lesungen und Erzählabende finden regen Zuspruch. Zudem ist eine permanente Projektionseinrichtung für Dias und Filme installiert.
Als Lager für die vielen sich ansammelnden Objekte werden von der Gemeinde Räume ausserhalb des Museums zur Verfügung gestellt. Unser Museum befindet sich unmittelbar neben der Kirche. Es ist jeden ersten Sonntag im Monat offen von 10.30 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16.30 Uhr, ausser in den Ferienmonaten Juli und August. Der Eintritt ist gratis. Spezielle Führungen können jederzeit vereinbart werden. Weitere Informationen finden sich im Web unter www.lausen.ch/museum.
Dieser Text erschien als Beitrag der Serie «Hingucker» in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 29.10.2021. Redaktionelle Verantwortung: Hannes Nüsseler