Hinter den Kulissen eines Museums

In diesen Wochen erwacht die ganze Schweiz aus dem Krisen-Schlaf. Die meisten der Schutzmassnahmen, die gegen die COVID-19/Coronavirus-Krise verhängt worden waren, sind aufgehoben oder zumindest abgemildert worden. Das Land öffnet die Lider, gähnt und beginnt seine gewohnten Aktivitäten, wenn auch (berechtigterweise) vorsichtiger als zuvor. Lässt sich aus dem wochenlang reduzierten Betrieb im öffentlichen Raum schliessen, dass wir alle Ferien hatten? Natürlich nicht. Obwohl von aussen wenig erkennbar war, ist hinter den Kulissen viel passiert. Küchentische wurden hektisch als Homeoffice ausgestattet. Unzählige Online-Sitzungen stellten das Netz und die Geduld auf die Probe («Hörst du mich jetzt?»). Erfrischende Kulturideen und anrührende Solidaritätsprojekte sprossen wie bunte Blumen aus dem Boden des Shutdowns. Und alle Eltern wurden nolens volens zu LehrerInnen, AnimateurInnen und manchmal sogar DompteurInnen ihrer Kinder ernannt.

Auch in einem Museum gibt es zahlreiche Aufgaben, die nach aussen kaum sichtbar werden. Das Publikum schätzt neue Ausstellungen, Führungen und Veranstaltungen, und auch das Vermittlungsprogramm für Schulklassen ist bekannt. Die Sommermonate, in denen keine Veranstaltungen stattfinden, oder die durch die COVID-19-Krise bedingte Zwangspause werden hingegen für Arbeiten hinter den Kulissen genutzt, von denen die Besuchenden nie etwas erfahren. Da werden etwa strategische Entscheidungen getroffen: Die Ausstellungsplanung erfolgt zwei, drei Jahre im Voraus und das Veranstaltungsprogramm wird sechs bis zwölf Monate im Voraus festgelegt. Da müssen die Werbung für das kommende Herbst- oder Frühlingsprogramm aufgegleist, Abklärungen getroffen, Anfragen beantwortet werden. Und die Grundlage aller nach aussen sichtbaren Aktivitäten, die Sammlung, verlangt ständige Pflege.

Eine Museumssammlung ist nicht nur ein Fundus für Ausstellungen, sondern auch Teil des kulturellen Gedächtnisses einer Stadt oder Region. Wenn dieses Gedächtnis nutzbar sein soll, muss es geordnet und inventarisiert werden, die Objekte müssen konserviert und das Wissen über ihre Eigenschaften und ihre Provenienz muss festgehalten werden, bevor es verlorengeht. Im Dichter- und Stadtmuseum arbeitet das Museumsteam im Bereich der Sammlung mit Freiwilligen zusammen, die die Einspeisung in die Datenbank und viele Aufgaben im Kulturgüterdepot übernehmen. Ihre Arbeit ist unschätzbar, wie die schiere Zahl der inventarisierten Objekte zeigt – bald 10’0000, wovon annähernd 6’000 auf www.kimweb.ch öffentlich einsehbar sind. Historisch Interessierte, die einen Teil ihrer Zeit für einen guten Zweck einsetzen und dabei etwas über die Museumsarbeit lernen möchten, können sich für solche Einsätze gerne auf mail@dichtermuseum.ch oder unter der Telefonnummer 061 923 70 15 melden.

Das aktuell wichtigste Grossprojekt des Museums, das das Museumsteam in den nächsten zwei Jahren vor allem beschäftigen wird, ist die neue Dauerausstellung. ‹Permanente› Ausstellungen sind der Kern eines Museums, sie werden auf eine Laufdauer von mindestens einem Jahrzehnt angelegt und laufend durch kürzere Sonderausstellungen ergänzt. Die aktuelle Dauerausstellung des Dichter- und Stadtmuseums wurde 2001 eröffnet, eine Erneuerung ist also dringend nötig. Nach der Neugestaltung werden die schönsten und aussagekräftigsten Objekte der Sammlung durch eine ästhetische Raumgestaltung erst richtig zur Geltung kommen und die Geschichte der Stadt Liestal und ihrer DichterInnen wird mitreissend und mit zeitgemässem Medieneinsatz erzählt. Für dieses Grossprojekt ist das Museum auf Sponsoringbeiträge von Privaten und Firmen angewiesen. Wenn Sie sich für ein zukunftsträchtiges Projekt einsetzen und Ihren Namen für mindestens ein Jahrzehnt in der Ausstellung verewigen möchten, finden Sie hier weitere Informationen: http://www.dichtermuseum.ch/413.html

Aber vielleicht verspüren Sie ja einfach Lust, wieder einmal die aktuelle, noch vom früheren Museumsleiter Hans Rudolf Schneider konzipierte Dauerausstellung oder die laufende Sonderausstellung ‹Zeitzeugen und Pioniere der Mundartdichtung› zu besuchen. Das Dichter- und Stadtmuseum Liestal ist bereits seit dem 12. Mai wieder geöffnet – 44 Stunden in der Woche, auch am Samstag und Sonntag. Stillen Sie den in der Krise angestauten Kulturhunger!