Ein Fasnachtsumzug auf Schienen

Die Anstrengungen, welche die Cliquen für die Fasnacht 1896 unternommen haben, müssen enorm gewesen sein. Einen solchen Umzug hat das Städtchen Laufen bis dahin und auch seither nicht mehr erlebt. Aufgeteilt in die drei Zeitphasen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, warfen die Fasnächtler mit Kostümen und aufwendigen Wagen einen Blick auf die Geschichte des Laufentals. Seit einigen Wochen ist die ungewöhnliche Szenerie auf einer damals vom Buchbinder Josef Meyer angefertigten Zeichnung im Museum Laufental ausgestellt. Meyer hatte damals den Umzug vor Ort festgehalten und lithografisch vervielfältigt. Die derzeit zu bestaunende Kopie schlummerte lange im Archiv des Regionalmuseums. Regelmässig werden die Dauerausstellungen mit solchen Stücken ergänzt, um immer wieder etwas Neues zu bieten. Jedes Jahr stellt das Museum, das sich am Helye-Platz in der Altstadt Laufens befindet, zudem Sonderausstellungen auf die Beine, aktuell etwa zur Glaskunst im Laufental, über die Laufener Türme und Tore sowie über mittelalterliche Geschichte. Die ausgestellten Objekte führen Geschehnisse vor Augen, die in Vergessenheit geraten sind. So auch die Zeichnung des Buchbinders über den Fasnachtsumzug: Die Fasnächtler spielten mit einer Eisenbahn auf ein einst geplantes, aber nie verwirklichtes Bahnprojekt an.

Das Skelett der ältesten Schweizerin

Zur Zeit des Umzuges war der Bau einer Lützelthalbahn von Porrentruy über Alle, Miécourt, Lützel und Kiffis nach Laufen aktuell. Die 35,6 Kilometer lange, eingleisige Normalspurbahn wurde aufgrund strategischer Bedenken nicht realisiert, obwohl sich ein eigens gebildetes Komitee dafür stark machte. Auch wenn die Lützelthalbahn niemals entstand, stimmte der Bundesrat noch im Jahr 1900 einer Fristverlängerung für den Bau zu. In der bundesrätlichen Botschaft an die Bundesversammlung steht, was sich
die Verfechter der Bahn erhofften: «Ehe die Jurabahn durch die Berge von St.Ursanne ging, sei der Verkehr viel frequenter gewesen. Die Eisenindustrie von Grosslützel blühte, Spritfabriken und andere Etablissemente seien entstanden, konnten sich aber mangels einer Bahnverbindung nicht halten.»

Die Zeichnung aus der Feder Josef Meyers kann jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr im Museum Laufental besichtigt werden. Bei einem Besuch im Museum sollte man sich aber unbedingt auch die umfangreiche Fossiliensammlung des Laufners Peter Borer und die Bilder des Laufentaler Malers August Cueni zu Gemüte führen. Nicht zu vergessen sind die Ausstellung über den Kantonswechsel des Laufentals und die Rekonstruktion des Skelettes von Una, der ältesten Schweizerin, die vor rund 8300 Jahren in einer Grotte bei Nenzlingen bestattet wurde. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.museumlaufental.ch.

Dieser Text erschien als Beitrag der Serie «Hingucker» in der Basellandschaftlichen Zeitung. Redaktionelle Verantwortung: Hannes Nüsseler